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Konzertkritik
shz.de
20. Dezember 2017
Bach-Klänge in angenehmer Leichtigkeit in Wedel
Beschwingtes Konzert mit Wedels Kammerchor und Kammerorchester in der St.-Marien-Kirche.
Wedel | Eine schöne Einstimmung auf die Festtage ist immer wieder das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Seit fast 60 Jahren werden die Kantaten in Wedel aufgeführt, schließlich schrieb der Wedeler Pastor Johann Rist, einer der bedeutendsten protestantischen geistlichen Dichter des 17. Jahrhunderts, einen der Choraltexte. Kammerchor und Kammerorchester Wedel führten in diesem Jahr mit angenehmer Leichtigkeit die erste und die drei letzten des insgesamt sechs Kantaten umfassenden Werks in der St.-Marien-Kirche auf. Im ersten Teil wird die Geburt Jesu erzählt, Teil vier handelt von der Namensgebung, die Teile fünf und sechs vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland.
Hörgenuss
Verlässlich sorgte die bewährte, langjährige Zusammenarbeit des Violinisten Stefan Czermak, der für die Orchestereinstudierung verantwortlich ist, und des Dirigenten Valeri Krivoborodov für einen Hörgenuss. Das schienen die Wedeler auch erwartet zu haben, denn in der Kirche an der Feldstraße gab es keinen freien Platz mehr.Der etwa 60-köpfige Chor schmetterte eingangs mit Inbrunst „Jauchzet, frohlocket“ und bewies damit seine gesanglichen Qualitäten. Auch der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ erklang sehr schön getragen, ruhig legato gesungen. Krivoborodov dirigierte mit gewohnter tänzerischer Leichtigkeit, auf den Fußspitzen wippend, wodurch Bach fast ein Hauch von Swing verliehen wurde. Natürlich fehlte es dabei auch nicht an musikalischer Dirigier-Akkuratesse, um der Musik des genialen Barock-Komponisten gerecht zu werden. Mit Ausnahme des Tenors bestand das Solisten-Quartett aus in Wedel inzwischen gut bekannten Sängern. Wobei Aram Mikaelyan, der für den erkrankten Joachim Duske eingesprungen war, sich als Glücksgriff erwies. Er intonierte die zahlreichen Tenor-Rezitative absolut sicher und erzählerisch überzeugend. Auch der Zusammenklang im Terzett mit Sopran und Alt war schön und ausgewogen. Die Altistin Claudia Darius verlieh Arien wie „Bereite dich, Zion“ mit ihrer vollen Stimme eine große Präsenz. Dirigent Krivoborodov hatte den Chor gut im Griff, so dass die Einsätze präzise kamen und das Konzert wie aus einem Guss war.
Göttliche Momente
Für kleine göttliche Momente sorgte wieder die Sopranistin Katharina Sabrowski. Sie bezauberte mit ihrer klaren, perfekt geführten Stimme, die sich bei aller Zartheit strahlend emporschwang. Zurückhaltend filigran sang sie die Arie „Flößt mein Heiland“, in der ein Engel mehrmals mit ermutigendem „Ja“ bestätigt (aus dem Chor heraus gesungen mit schönem Sopran von Ellen Andresen), dass der Name des Heilands nicht den geringsten Schrecken auslösen könne. Fast schon ein bisschen nicht von dieser Welt. Christfried Biebrachs souveräner, eleganter Bass setzte dem Konzert ein weiteres Glanzlicht auf. „Erleucht auch meine finstre Sinnen“ heißt es in der fünften Kantate. Biebrachs Bitte ging zu Herzen, überzeugend klar und mit Ergebenheit gesungen.
Die Solisten: Christfried Biebrach (von links), Claudia Darius, Katharina Sabrowski und Aram Mikaelyan.
Foto: Sarah Falkenberg
Konzertkritik
Hamburger Abendblatt, Pinneberg
18. Dezember 2017
Wie Bach auch die kleinsten begeistert hat
Kammerchor und Kammerorchester am Sonnabend in Aktion. Foto: Eike Pawelko
Kritik der Woche: Erstes Weihnachtskonzert des Kammerchors und Kammerorchesters Wedel speziell für Kinder ist eine runde Sache
Wedel | Die Pauke schlagen kann Valeri Krivoborodov also auch. Und sogar parallel zum Dirigieren. Das bewies der Leiter des Kammerchors und Kammerorchesters Wedel, der sich als langjähriger Erster Cellist der Hamburger Symphoniker einen Namen gemacht hatte, jetzt beim „Weihnachtskonzert für kleine und große Leute“ in Wedel. Pragmatisch griff Krivoborodov sich am Pult die Schlegel, setzte quasi nebenbei die prägnanten Paukenschläge, die Bachs strahlender Weihnachtshymne „Jauchzet, frohlocket“ den weltbekannten Wumms verleihen. Denn anders als bei der klassischen Variante der Kantate in voller musikalischer Montur, wie Chor und Orchester sie für die Großen alljährlich zu Gehör bringen, stand ein Schlagzeuger an diesem Nachmittag ebenso wenig zur Verfügung wie die Kollegen aus der Bläserfraktion. Organistin Ritsuko Riedel gab ihr Bestes, um die fehlenden Oboen, Fagotte und Trompeten der üblichen Besetzung auszugleichen. Und der Plan ging auf. Konzentriert und klangstark machten die Wedeler Bach-Routiniers selbst in der abgespeckten Version die erhabene Würde der Kantate fassbar und schlugen ihr Publikum in den Bann.
Die unorthodoxe musikalische Geste Krivoborodovs brachte die Atmosphäre des Konzertnachmittags in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Marienkirche auf den Punkt. Uneitel, weihnachtlich und lebendig ging es zu. Mit dem Mix aus populären Weihnachtsliedern und anspruchsvoller Klassik, der biblischen Weihnachtsgeschichte und der kindgerechten Moderation von Chorsängerin Irene Bier war das Programm durchaus traditionell, aber eben überhaupt nicht steif. Keine Frage: Mit dieser Premiere, dem allerersten Weihnachtskonzert des Ensembles speziell für Kinder, ist den Sängern und Musikern eine runde Sache gelungen.
Besonderen Applaus erntete das einzige Kind auf der Bühne: Klara Wehr las gemeinsam mit ihrem Großvater Peter Knudsen, seit annähernd 40 Jahren als Bass im Kammerchor aktiv, die Weihnachtsgeschichte in der Fassung der Kinderbibel vor. Dabei sorgte der ausbalancierte Wechsel von Lesung und Musik dafür, dass das Programm sowohl für die Kleinsten als auch für Eltern und Großeltern spannend blieb.
Mit Glanzlichtern Bachscher Kompositionskunst wie der innigen Kantate „Wie soll ich dich empfangen“ bewiesen Chor und Orchester ihre ganze Meisterschaft. Hier hatten sie sich hörbar gefunden, sangen und spielten nach ersten Startschwierigkeiten wie aus einem Guss.
Dass die Programmmacher eine Punktlandung hingelegt hatten, das bewies nicht zuletzt die gebannte Aufmerksamkeit, mit der selbst die Jüngsten im Publikum den für Kinder vielleicht schwersten Brocken des Nachmittags verfolgten: Begleitet von Cellist Bertram Rohde und Jutta Dreesen am Cembalo setzte Flötistin Dorothee von Kügelgen mit einer leichthändig gespielten Händel-Sonate ein barockes Glanzlicht.
Konzertkritik
shz.de
25. November 2017
von jac
Ritterschlag für Wedels Kammerensembles
Wedel | Kammerchor und Kammerorchester aus Wedel sind in einer international führenden Zeitschrift für Theater- und Konzertkritik besprochen worden. „Der neue Merker“, ein Fachblatt aus Wien, das sich üblicherweise
zwischen Wiener Staatsoper und Mailänder Scala bewegt, hat die letzte Aufführung der beiden Ensembles im Herbst dieses Jahres – Schuberts Symphonie Nr. 7 und Puccinis Messa di Gloria – ausgesprochen gut bewertet. „Eine Rezension in diesem Medium bedeutet eine Art Ritterschlag“, schreibt der Förderverein. Und übersetzt die Bedeutung des Lobs in die Fußballwelt mit: „Im übertragenen Sinne bedeutet das ein Aufstieg von der Regional-
in die Bundesliga.“ Wedeler Kammerchor und Kammerorchester fielen immerwieder durch anspruchsvolle
Konzerte auf, schreibt der Kritiker Rolf Brunckhorst in der Oktoberausgabe des Merkers. Das Orchester spiele
auf einem erstaunlich hohen Niveau. Für Schuberts Symphonie habe Dirigent Valeri Krivoborodov offenbar intensiv
geprobt, so dass das Kammerorchester besonders bei den volksliedhaften Passagen richtig aufblühte. Auch die
Gesangssolisten gefielen dem Kritiker. Sie hätten sowohl den Stimmumfang als auch die richtige Atemtechnik für
die langen Puccini-Bögen. Der große Pluspunkt der Aufführung sei für ihn aber der Kammerchor gewesen, lobt
Brunckhorst die Wedeler Sängerinnen und Sänger. Und schließt die Kritik mit dem positiven Fazit: „Insgesamt
ein höchst lohnenswerter Ausflug nach Wedel.“
Konzertkritik
shz.de
26. September 2017
von Heinke Ballin
"Unvollendete" vollendet umgesetzt
Das Kammerorchester Wedel bedankt sich nach der Aufführung für den begeisterten Applaus des Publikums.
Foto: Heinke Ballin
Kammerchor und Kammerorchester Wedel spielten gemeinsam mit Hamburger Symphonikern im Gymnasium.
Wedel | Unvollendet, unübertroffen und überraschend – das Fazit des Konzerts des Kammerchors und Kammerorchesters Wedel in der Aula des Johann-Rist-Gymnasiums am Wahlsonntag. So war doch schon die Auswahl der gespielten Stücke und der Kombination überraschend. Franz Schuberts 1822 komponierte „Unvollendete“ gilt als eines seiner schönsten Instrumentalwerke, auch als das wohl meist gespielteste, die rätselhafteste Sinfonie mit nur zwei Sätzen, dem Allegro moderato und dem Andante con moto. Das Scherzo und das Finale, wie es bei einer viersätzigen Sinfonie üblich ist, fehlen.
Hingerissen lauschten die Menschen etwa eine halbe Stunde lang in der nahezu bis auf den letzten Platz besetzten Aula den „überirdischen“ Tönen voller Dramatik und Romantik – Gänsehaut und Kopfkino inklusive. Zarte Geigenklänge, das Thema von Klarinette, Oboen und Fagott melodiös aufgegriffen, von Pauken, düsteren Cellis, Kontrabass, Trompeten und Hörnern jäh abgebrochen und zum dramatischen Crescendo hoch gehoben.
Fast jeder kennt sie, die „Unvollendete“ zumindest aus dem Musikschulunterricht. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde sie kaum noch aufgeführt, sie war nicht mehr „in“. Deshalb war die Wahl des Fördervereins Kammerchor und Kammerorchester Wedel durchaus ungewöhnlich, zumal sie dem Wunsch der Musikalischen Leitung und des Dirigenten Valeri Krivoborodov entsprach und das berühmte Werk Schuberts mit der „Messa di Gloria“ von Giacomo Puccini nach der Pause ergänzten.
Krivoborodov sieht die jubelnde Messe an den christlichen Glauben als ideales Pendant zur tragischen Aussage von den beiden Sätzen der „Unvollendeten“. „Die Düsternis des ersten Satzes in Schuberts Sinfonie wird durch die hellere Stimmung des zweiten Satzes aufgebrochen – quasi eine Erkenntnis der Gottesnähe. Dies verlangt eigentlich eine Fortsetzung, die aber fehlt. So könnte man das „Kyrie“ am Anfang von Puccinis Messe, ja das ganze Werk wie eine Weiterführung dieser Idee sehen“, meinte er zu der Zusammenstellung. Ob es nun passt – sicherlich eine Frage der Einstellung und des Geschmacks.
Für den Kammerchor Wedel und das Kammerorchester, das sich professionelle Musiker von den Hamburger Symphonikern, vor allen Dingen bei den Bläsern, zur Verstärkung geholt hatte, war diese Auswahl in jedem Fall eine gewaltige Herausforderung. „Das ist das schwerste, was wir jemals eingeübt haben“, berichtete Chorsängerin Monika Thöm von den Proben, die sich intensiv über ein halbes Jahr erstreckten.
Lang anhaltender Applaus für Chor, Orchester, die Solisten Doviet Nurgeldiyev (Tenor), Bruno Vargas (Bass) und dem Dirigenten – da freute sich auch Förderverein-Vorsitzende Gaby Nowak über eine rundum gelungene Veranstaltung.
Konzertankündigung
shz.de
20. September 2017
von Bastian Fröhlig
Wedel | Der Kammerchor und das Kammerorchester Wedel spielen am Sonntag, 24. September, im Rist-Forum ein besonderes Konzert. Ab 16 Uhr werden Werke von Franz Schubert und Giacomo Puccini in der Aula des Johann-Rist-Gymnasiums, Am Redder 8, gespielt.
Franz Schuberts Sinfonie h-moll, D 759 gilt als meistgespieltes Werk dieser Gattung und ist als „die Unvollendete“ in die Musikliteratur eingegangen. Entstanden ist sie im Jahr 1822, blieb aber ein Fragment. Warum Schubert die Komposition nach zwei Sätzen abbrach, ist eines der bislang ungeklärten Rätsel der Musikgeschichte. Nicht einmal über die Zählung ist sich die Fachwissenschaft einig: Ist sie nun die siebte oder die achte Sinfonie? Legenden und Geheimnisse umranken dieses Werk, auch seine Deutung ist entsprechend vielfältig: Charakteristika wie „Seelendrama“, „romantische Aura“, „poetische Melodienfülle, „schmerzliche Tragik“ bis hin zu „revolutionär“ sind Beschreibungsversuche.
Der österreichische Komponist und Musikkritiker Hugo Wolf (1860-1902) schreibt über das Werk: „Schuberts H-moll-Symphonie ist leider ein Fragment geblieben. So gleicht sie auch in ihrer Form dem äußeren Lebensweg des Meisters, der ja in der Blüte seines Lebens vom Tode hinweggerafft wurde.“
Giacomo Puccini – der Komponist des zweiten Werks an diesem Konzertnachmittag – ist neben Giuseppe Verdi wohl der bekannteste und beim Publikum sicher beliebteste Opernkomponist des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. La Bohème, Manon Lescaut, Tosca, Madame Butterfly, Turandot – Melodien aus seinen Opern sind „Hits“ bei Liebhabern des Musiktheaters. Als „große Oper“ bezeichnen Kenner aber auch die beiden geistlichen Werke – Verdis „Messa di Requiem“ und Puccinis „Messa di Gloria“. Beide Werke können den Opernkomponisten nicht verleugnen. Wo in Verdis „Requiem“ jedoch die absolute Unausweichlichkeit des Todes ihren Ausdruck findet, überwältigt uns Puccinis „Messa di Gloria“ als klangmächtiges Lob Gottes – kein „Dies irae“, kein „Tuba mirum“, kein „Rex tremendae“ oder „Confutatis“, sondern ein „jubelndes Monument zu Ehren Gottes“, wie ein Herausgeber schreibt. Puccinis Frühwerk – Erstaufführung im Jahr 1880 – lässt deutlich die Einflüsse Verdis erkennen; große Oper eben, voller Dramatik, Emotionalität und Leidenschaft.
Opernfreunde erkennen: In „Manon Lescaut“ greift Puccini musikalisch auf das „Agnus Dei“ der Messe zurück, und die Melodien des „Kyrie“ finden sich wieder in seiner Oper „Edgar“. Große Oper aber auch in der Besetzung des umfangreichen Orchesters. Im Mittelpunkt der Messe steht jedoch der Chor mit dem gewaltigen „Gloria“ – eine wahrhaft große Herausforderung für beide Wedeler Ensembles.
Die Gesangssolisten in Puccinis Messe sind Dovlet Nurgeldiyev, Tenor, und Bruno Vargas, Bass, beide von der Hamburgischen Staatsoper, wo sie für ihre Rollen unter anderem in der „Zauberflöte“ oder in „Figaros Hochzeit“ von Presse und Publikum gefeiert wurden. Auch das Wedeler Publikum haben sie beeindruckt in Mozarts „Requiem“ im November 2016 in der St.Marien-Kirche. In beiden Werken wird das Kammerorchester durch Bläser der Symphoniker Hamburg verstärkt. Die musikalische Leitung hat wieder Valeri Krivoborodov, und die Orchestereinstudierung liegt in den bewährten Händen von Stefan Czermak.
Die ungewöhnliche Kombination beider Werke erläuterte Valeri Krivoborodov: „Die Düsternis des ersten Satzes in Schuberts Sinfonie wird durch die hellere Stimmung des zweiten Satzes, besonders des Finales, aufgebrochen – quasi eine Erkenntnis der Gottesnähe. Dies verlangt eigentlich eine Fortsetzung, die aber fehlt. Hier nun könnte man das Kyrie am Anfang von Puccinis Messe, ja das ganze Werk wie eine Weiterführung dieser Idee sehen“.
Konzertankündigung
Hamburger Abendblatt, Pinneberg
30. August 2017
von Elvira Nickmann
Opern-Bass singt Puccini-Messe
Bass Bruno Vargas von der Hamburgischen Staatsoper wird in Puccinis Messe singen
„Schubert und Puccini – ein ungewöhnliches Programm“ ist ein Konzert von Kammerchor und Kammerorchester Wedel betitelt, das am Sonntag, 24. September, im Wedeler Rist-Forum zur Aufführung kommt. Das Ungewöhnliche liegt in der Kombination der Werke: Auf Franz Schuberts Sinfonie h-moll D759, vielen bekannt als Schuberts „Unvollendete“, folgt Giacomo Puccinis Messa di Gloria.
Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen Valeri Krivoborodovs. „Die Düsternis des ersten Satzes in Schuberts Sinfonie wird durch die hellere Stimmung des zweiten Satzes, besonders des Finales, aufgebrochen, quasi eine Erkenntnis der Gottesnähe“, erklärt der Dirigent. Allerdings beendete Schubert 1822 an dieser wichtigen Stelle seine Arbeit und hinterließ nur zwei vollendete Sätze statt der üblichen vier, über die eine klassische Sinfonie verfügt. Da der Grund für dieses Vorgehen nicht geklärt werden konnte, bietet es bis heute Stoff für Spekulationen. Unbestritten aber ist, dass die fehlende Fortsetzung eine große Lücke hinterlässt, die auch durch kleine Fragmente des dritten Satzes nicht geschlossen werden konnten.
Hier bietet sich Puccinis „Messa di Gloria“ geradezu als logische Ergänzung durch ein geistliches Werk an: Auf Gottesnähe folgt das Gotteslob. „Das ,Kyrie‘ am Anfang von Puccinis Messe, ja das ganze Werk könnt man als eine Weiterführung dieser Idee sehen“, so Krivoborodov.
Als Gesangssolisten in Puccinis Messe konnten der Chilene Bruno Vargas, Bass, und der turkmenische Tenor Dovlet Nurgeldiyev gewonnen werden. Beide sind zurzeit in Produktionen der Hamburgischen Staatsoper verpflichtet und dem Wedeler Publikum bereits von ihrem Auftritt in Mozarts „Requiem“ in der St.-Marien-Kirche im vergangenen Jahr bekannt.
Puccinis Messe für Orchester, Chor und solistische Männerstimmen stammt von 1880. Sie bietet eine vollständige Vertonung des Messordinariums. Größte Herausforderung für beide Ensembles: das Herzstück der Messe, das gewaltige Gloria, das sich dafür in der Umsetzung auch als besonders beeindruckend erweisen könnte.
Konzert: So 24.9., 16 Uhr, Aula des Johann-Rist-Gymnasiums, Am Redder 8, Karten im Vvk. 20 Euro, Schüler/Studenten 10 Euro nur an der Abendkasse, Vvk.: Buchhandlung Heymann, Bahnhofstraße 31, und www.kammerchor-kammerorchester-wedel.de
© Hamburger Abendblatt – Alle Rechte vorbehalten.
Konzertankündigung
Hamburger Abendblatt, Pinneberg
20. März 2017
von pö
Eine Bereicherung für Wedel
50 JahreKammerchor und -orchester: Jubiläumsauftritte im Rahmen der Musiktage
Wedel | „Er war ein Mensch, der andere Menschen für eine Sache begeistern konnte“, erinnert sich Gisela Nether, langjähriges Vorstandsmitglied des Förderverein von Kammerchor und -orchester Wedel. Vor 50 Jahren hatte Heinz Kegel die Klangkörper aus der Taufe gehoben. Dieses Jubiläum wird nun mit mehreren Konzerten begangen. Die ersten Auftritte finden im Rahmen der Wedeler Musiktage am 26. März und 1. April statt.
Bereits 1950 hatte Kegel als junger Kantor die Kantorei der Kirchengemeinde Wedel gegründet, 1960 folgte die Musikschule der Stadt, die noch heute seinen Namen trägt. Der 1967 gegründete Kammerchor gehört noch heute zum ganzjähriges Kursangebot der Musikschule.
Kegel vereinte ambitionierte und mit Talent gesegnete Hobbymusiker und -sänger. Für die Konzerte wurden Chor und Orchester immer wieder durch Profi-Musiker verstärkt. Bereits 1969, also zwei Jahre nach der Gründung, wurden gemeinsam mit der Kantorei mit der Schöpfung von Joseph Haydn und drei Jahre später mit dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms musikalische Höhepunkte umgesetzt.
Kegel wollte selten aufgeführte Kammermusikwerke präsentieren und so das Kulturleben der Stadt bereichern. Diese Ziele wurden nach seinem Tod ab 2003 von dem neuen Leiter des Chores, Valeri Krivoborodov, und dem Leiter des Orchesters, Stefan Czermak, erfolgreich fortgesetzt. Beide waren bereits mit Orchester und Chor aufgetreten. Bei dem letzten von Kegel dirigierten Konzert traten Krivoborodov am Violoncello und Czermak mit der Geige als Solisten auf.
„Laien lieben die Musik, sie proben engagierter als manche routinierte Kollegen. Sie singen und spielen von Herzen, sind mit Begeisterung dabei“, erklärt Krivoborodov sein Engagement. Er war von 1980 bis zu seiner Pensionierung 2012 Erster Cellist bei den Hamburger Symphonikern. Czermak war von 1990 bis zur Pensionierung im 2013 bei derselben Institution Erster Konzertmeister
Tradition haben die gemeinsamen September- und Weihnachtskonzerte von Chor und Orchester. Beide Wedeler Klangkörper geben darüber hinaus weitere Konzerte, gemeinsam wie auch getrennt.
Jubiläumskonzert des Kammerorchesters: So 26.3., 16 Uhr, 20 Euro, Werke von Mozart und Schubert, Solist Christian Seibold, Klarinette. Wedeler Chornacht mit dem Kammerchor: Sa 1.4., 20 Uhr, 15 Euro. Beide Konzerte Johann-Rist-Forum, Am Redder 8, info@elbmenschen.de
( pö ) © Hamburger Abendblatt – Alle Rechte vorbehalten.
Konzertankündigung
Wedel-Schulauer Tageblatt
02. Januar 2017
von Inge Jacobshagen
50 Jahre musikalischer Hochgenuss
Der Kammerchor Wedel unter Leitung von Valeri Krivoborodov singt unter anderem Werke von Bach und Händel.
Foto: Sarah Falkenberg
Kammerchor und -orchester Vor einem halben Jahrhundert von Heinz Kegel gegründet feiern die Ensemble 2017 stolzes Jubiläum (sic)
Wedel | Dieses Jahr gibt es für den Kammerchor und das Kammerorchester Wedel ordentlich etwas zu feiern: Beide Ensemble werden 50 Jahre alt. Fünf Konzerte stehen deswegen im Jubiläumsjahr auf dem Programm. Neben dem traditionellen Gemeinschaftskonzert im September und dem Weihnachtskonzert, das ebenfalls Chor und Orchester gestalten, auch eine Benefizveranstaltung zusammen mit dem Schostakovitsch-Quartett aus Hamburg. Den Anfang macht aber bereits im März ein Jubiläumskonzert anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Kammerorchesters, das die Musiker in Zusammenarbeit mit und im Zuge der Wedeler Musiktage auf die Beine stellen.
Als Heinz Kegel 1967 den Kammerchor Wedel gründete, war das nicht die erste Singgemeinschaft, die der Mitbegründer und langjährige Leiter der Wedeler Jugendmusikschule zusammenschweißte. Als junger Kantor hatte Kegel zuvor bereits die Kantorei der Kirchengemeinde Wedel aufgebaut. 1950 begannen die Sängerinnen und Sänger ihren Dienst im Zeichen der Kirchenmusik. 1959 führte die Kantorei unter Kegels Leitung dann zum ersten Mal das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auf.
Valeri Krivoborodov übernimmt den Chor
Der Musikschule, die 1960 ins Leben gerufen wurde, stand Kegel bis 1980 als Musikalischer Leiter vor. Trotzdem hatte der umtriebige Klanggestalter noch Kapazitäten frei, um beide Ensemble, die Kantorei und den Kammerchor, zu führen. Gemeinsam brachten die Singgruppen 1969 erstmals Joseph Haydns „Die Schöpfung“ zur Aufführung, 1972 folgte „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms.
Auf Kegel folgte Valeri Krivoborodov. Der gebürtige Russe hat in Moskau Cello studiert und dort auch eine Dirigentenausbildung abgeschlossen. Er spielte in der staatlichen Moskauer Philharmonie. Zudem war Krivoborodov Solocellist des Moskauer Kammerorchesters. 1980 emigrierte der Russe über Zypern nach Deutschland und etablierte sich auch hier als vielfach ausgezeichneter Musiker. Unter anderem wirkte er als Erster Cellist bei den Hamburger Symphonikern mit. 2004 übernahm Krivoborodov die Leitung des Kammerchors und führt das Ensemble bis heute mit großem Engagement und viel Erfolg.
Ebenfalls vor 50 Jahren, also auch im Jahr 1967, gründete Kegel ein Ensemble für Instrumentalisten: das Kammerorchester. Die Streicher, Bläser und Schlagwerk-Spieler unterstützen den Kammerchor musikalisch, sie führen darüber hinaus aber auch jährlich ein eigenständiges Konzert auf.
Stefan Czermak leitet das Orchester
Kegels Nachfolger hier wurde Stefan Czermak, der bis vor drei Jahren die Position des Ersten Kapellmeisters bei den Hamburger Symphonikern bekleidete. Czermak kommt aus Ostpreußen. Er studierte in Moskau Violine und war bereits in Polen an der Breslauer Philharmonie als Erster Konzertmeister verpflichtet. Schon vor seiner Emigration 1984 gastierte Czermak nahezu in der ganzen Welt, seine Freundschaft mit Kegel führte ihn zum Kammerorchester, dessen Einstudierungen er bis heute betreut.
Kammerchor und Kammerorchester sind in Wedel zu einer festen Institution geworden, deren anspruchsvolle Konzerte meist schnell ausverkauft sind. Die Programmtermine sollte man sich deshalb vormerken. Das Orchester-Jubiläums-Konzert am 26. März im Rist-Forum führt von Mozart die Symphonie KV 29 sowie das Klarinettenkonzert KV 622 auf. Zudem steht Schuberts Symphonie Nr. 5 auf dem Programm. Am 1. April beteiligt sich der Kammerchor an der italienischen Chornacht, die die Wedeler Musiktage ebenfalls im Rist-Forum veranstalten
Beim gemeinsamen Konzert am 24. September sollen Puccinis Requiem aeternam, Schuberts „Unvollendete“, Symphonie h-Moll, und Puccinis Messa di Gloria erklingen, so die Planungen. Noch nicht festgelegt haben sich die Verantwortlichen für das Programm des Weihnachtskonzerts. Nur das Datum ist bereits gesetzt: Es soll am 17. Dezember in der St.-Marien-Kirche stattfinden.